Zwiemilchernährung: Muttermilch und Ersatzmilch | MAM Baby
Mutter füttert Baby mit der Flasche

Stillen & Babyernährung

Zwiemilchernährung: Muttermilch und Ersatzmilch

Wie kombiniert man Muttermilch und Säuglings(milch)-Nahrung?


Gründe, warum Frauen nicht 100% stillen wollen oder können, gibt es viele. Zum Glück gibt es heute ausgezeichnete Pre-Nahrung, so dass ein Versuch zu stillen und gleichzeitig die Flasche zu geben, durchaus funktionieren kann. Im folgenden Beitrag erfährst du, wie du das Beste aus zwei „Welten“ kombinieren kannst.

Wann eine Zwiemilchernährung sinnvoll sein kann 

Es kann frustrierend und entmutigend sein, wenn die eigene Muttermilchmenge einfach nicht ausreicht, um das hungrige Baby im ersten Lebenshalbjahr zu versorgen. Das kann an anatomischen Ursachen, hormonellen Gründen oder an still-bedingten Beschwerden liegen. Es kann auch sein, dass ein Wachstumsschub deines Babys kurzzeitig zu einem Milch-Engpass führt, aber auch das ist normal und geht vorüber. Auch wenn deine Hebamme und Stillberaterin dir bereits zahlreiche Ratschläge gegeben haben, fühlst du dich vielleicht hilflos und unsicher damit, dass du dein Baby auf natürlichem Wege nicht ausreichend versorgen kannst. 

Lass dich davon nicht entmutigen. Denn statt komplett auf das Fläschchen zu setzen, kann die Zwiemilchernährung eine gute Option für euch sein. Hier gibst du deinem Baby zusätzlich zur Muttermilch Alternativen wie z.B. Pre-Nahrung aus Kuhmilch oder Ziegenmilch.


Zwiemilchernährung – darauf solltest du achten

Zuerst nur stillen

Empfohlen wird, mit der Zwiemilchernährung erst zu beginnen, wenn sich das Stillen möglichst gut eingespielt hat. Das heißt, dass dein Baby problemlos von deiner Brust trinken kann und ihr eine komfortable Stillposition gefunden habt. Der Zeitpunkt kann individuell unterschiedlich sein, generell spricht man von ca. 6 bis 8 Wochen.


Die Milchproduktion regeln

Eine Herausforderung beim Wechseln zwischen Stillen und Flasche kann die Kontrolle bzw. das Aufrechterhalten der Milchproduktion der Brust sein. Das Angebot wird schließlich über die Nachfrage geregelt, bedeutet: weniger anlegen (oder abpumpen) führt zu weniger Milch. Versuche also, dein Baby so oft wie möglich anzulegen und gib ihm die Möglichkeit, seine Nahrung direkt von der natürlichen Quelle zu beziehen. Denn jedes Mal, wenn dein Baby saugt, wird die Milchproduktion angeregt und dein Körper wird mehr Milch produzieren. Auslöser hierfür sind zwei Hormone, Prolaktin und Oxytocin: Saugt dein Baby an deiner Brust, wird durch den natürlich Reiz Prolaktin ausgeschüttet, welches für die Milchproduktion zuständig ist. Daneben wird auch Oxytocin (umgangssprachlich auch „Bindungshormon“ genannt) ausgeschüttet, welches das Ausstoßen der Milch beim Stillen erleichtert.


Zwiemilch: Wie viel zufüttern bei einer Mahlzeit

Wenn du zufütterst, weil du die Befürchtung hast, dass dein Baby nicht satt wird, gilt folgende Regel: Immer zuerst stillen und erst dann mit der Babyflasche zufüttern. Wenn du dann merkst, dass dein Baby nach dem Trinken an der Brust noch Hunger hat, biete ihm statt deiner zweiten Brust das Fläschchen mit der alternativen Milch an.

Zudem ist es wichtig, dass dein Baby eine Brust „leertrinkt“ und so möglichst viel von der sättigenden Hintermilch aufnimmt. Wenn es nur kurz trinkt, stillt es mit der wässrigen Vordermilch im Zweifel nur seinen Durst.


Regelmäßigkeit

Für Kind und Brust ist ein regelmäßiger Ablauf optimal. So pendeln sich Milchproduktion und Verdauung ein. Ganz abgesehen davon lieben die meisten Babys wiederkehrende Rituale und Verlässlichkeit.


Säuglings(milch)-Nahrung und Milchpulver

Pre-Milch ist der Muttermilch in der Zusammensetzung am ähnlichsten und darum erste Wahl für die Zwiemilchernährung. Genau wie das „Original“ enthält Pre-Pulver nur Milchzucker als Kohlehydratquelle. „1er“-Milchpulver (Anfangsmilch) kann wie Pre-Pulver früher verwendet werden. Sie enthält neben dem Milchzucker allerdings noch Stärke oder Maltodextrin. 

In Folgemilch („2er“ Milch), die frühestens ab dem 6. Lebensmonat empfohlen wird, werden auch andere Formen von Zucker bzw. Kohlehydraten verwendet. Rein ernährungstechnisch ist der Wechsel auf Folgemilch nicht notwendig, sie kann aber sättigender sein. Diesen Effekt hat allerdings auch Beikost, sobald sie eingeführt wurde. Der Vorteil von Pre-Milch: Du kannst sie wie Muttermilch ganz nach Bedarf geben.


Sauger und Ausstattung

Wähle für das Fläschchen einen Sauger mit einer möglichst geringen Durchflussrate. Auf diese Art läuft die Pre-Milch nicht zu schnell aus der Flasche. Das Baby muss sich also genau wie an der Brust etwas anstrengen, um Milch aus der Flasche zu bekommen. Das verhindert ein ungewolltes Abstillen, weil die Flasche nicht deutlich „bequemer“ als die Brust ist.


Nahaufnahme, Baby trinkt an Mutterbrust

Vorteile der Zwiemilchernährung

Wenn sie gut umgesetzt und geplant ist, kann eine Zwiemilchernährung also eine gute Option für dich und dein Baby sein. Folgende Vorteile bietet die Zwiemilch:

  • Mehr Unabhängigkeit für die Mutter
  • Auch andere Betreuungspersonen können das Baby füttern.
  • Selbst wenn es ganz natürlich ist: manche Frauen stillen nicht gerne in der Öffentlichkeit – auch hier bietet die Babyflasche neue Möglichkeiten.
  • Berufstätigkeit lässt sich eventuell besser mit der Familie vereinbaren
  • Erholung für wunde Brustwarzen
  • Ungewolltes Abstillen kann vermieden werden


Nachteile der Zwiemilchernährung

Natürlich kann das Kombinieren von Muttermilch und Pre-Milch auch Nachteile mit sich bringen. Mit ein wenig Geduld und Erfahrung lassen sich diese aber größtenteils verhindern bzw. minimieren:

  • Das Baby möchte nicht mehr von der Brust trinken, weil das Trinken aus der Flasche leichter ist. Mit der richtigen Flasche und Sauger kann das allerdings weitgehend vermieden werden.
  • Das Baby nimmt weniger wertvolle Inhaltsstoffe aus der Muttermilch zu sich, welche eine einzigartige Zusammensetzung aufweist. Sowohl Muttermilch als auch Säuglingsnahrung liefern deinem Baby Energie und Nährstoffe, die es zum Wachsen braucht. Doch trotz aller Fortschritte in der Herstellung von Milchpulver kommt künstliche Säuglingsnahrung nicht an die gesundheitlichen Vorteile heran, die Muttermilch bietet.
  • Die Pre-Milch kann eventuell zu Verdauungsproblemen und unregelmäßigem Stuhlgang führen.
  • Im Vergleich zur Muttermilch entstehen durch die Ersatzmilch, Flaschen und Sauger Mehrkosten.
  • Es kann dauern, bis der Wechsel zwischen Brust und Flasche funktioniert.


Wenn du dir unsicher bist, ob dein Baby gut wächst und zunimmt oder du Fragen zur Zwiemilchernährung hast, wende dich am besten an einen Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin. Sollte es in deiner Gegend auch Hebammen oder eine Stillberatung geben, kannst du dir dort ebenfalls Tipps und Tricks für den Alltag sowie Erfahrungswerte rund um die Zwiemilchernährung holen.