Für Eltern ist es besonders aufregend zu beobachten, wie das eigene Kind sich verändert und welche Fähigkeiten im Lauf der Zeit dazukommen. Nach dem Start mit wenigen, lebensnotwendigen Reflexen und Fähigkeiten, lernen die Kleinen erstaunlich schnell dazu. Mit welchen beeindruckenden Fortschritten man als Elternteil im ersten halben Jahr zu rechnen hat, schauen wir uns einmal genauer an!
Angeborene Reflexe bei der Geburt
- Saugreflex: Neugeborene können schon kurz nach der Geburt erste Trinkversuche starten.
- Der Schluck- und Hustenreflex sorgen für lebensnotwendige körperliche Reaktionen, die z.B. beim Stillen wichtig sind oder um Fremdkörper zu beseitigen.
- Moro- oder Klammerreflex: Neugeborene reissen manchmal, wenn sie abrupt auf den Rücken gelegt werden oder erschrecken, die Arme weit auseinander und spreizen die Finger. Der Reflex ist bei Menschen wichtig, weil er den ersten Atemzug ermöglicht und die Öffnung der Luftröhre unterstützt.
- Der Greifreflex: er diente unseren Vorfahren zum Festhalten an der Mutter. Heute zeigt er sich, indem Babys bei Druck auf die Handinnenfläche Gegenstände (oder Finger) fest umklammern.
Das Sehen
Die Augen sind bei der Geburt vollständig entwickelt – die zur Verarbeitung der Eindrücke nötigen Bereiche im Gehirn sind allerdings noch nicht so weit, weswegen Neugeborene nur Gesichter und Gegenstände in etwa 20-25 cm Entfernung scharf sehen können.
Mit 3-5 Monaten können Kinder Gesichtsausdrücke erkennen und Freude, Traurigkeit oder Überraschung wahrnehmen. Das räumliche Sehen funktioniert mittlerweile ebenso gut wie das scharfe Sehen in der Ferne.
Das Hören
Neugeborene hören schon ähnlich wie die Erwachsenen, nur etwas gedämpfter. Die Stimmen der Eltern und Geschwister sind schon aus der Schwangerschaft bekannt.
Mit ca. 2 Monaten beginnt das Kind damit, sich zu interessanten Geräuschquellen zu drehen. Da der Hörsinn für die Sprachentwicklung entscheidend ist, wird er für gewöhnlich schon bei Babys ärztlich kontrolliert.
Das Riechen
Der Geruchssinn ist von Anfang an sehr gut ausgeprägt und hilft Babys z.B. auch dabei, die Brust beim ersten Stillen zu finden. Auch der Körpergeruch der Mutter kann von anderen unterschieden werden. Die Nase ist noch ganz „unverdorben“ – wenn dein Baby auf Parfums empfindlich reagiert, verzichte anfangs lieber noch darauf.
Motorische Entwicklung
Im Lauf der ersten 6 Monate entwickelt sich das Kind von der Beuge- in die Streckhaltung. Anfangs ziehen Babys ihre Arme und Beine noch stark an. Später strecken sich die Extremitäten und der Körper zu einer aufrechten Haltung.
Mit ca. 2 Monaten sollte der Kopf in Bauchlage mit dem Körper in einer Linie gehalten werden können.
Stehen ist anfangs nur als Reflex möglich: der Säugling streckt seine Beine fest durch und scheint zu stehen. Das gelingt aber nicht lange. Mit ungefähr 6 Monaten beginnt die Entwicklung hin zum selbstständigen Stehen und das Gewicht wird selbst getragen, wenn man das Kind hinstellt.
Ab dem 4. Monat kann es jederzeit so weit sein: das Baby dreht sich selbstständig in Bauchlage. Darum ist es besonders wichtig, das Kind niemals alleine auf einem Wickeltisch liegen zu lassen!
Auch die Feinmotorik muss sich erst entwickeln. Anfangs sind die Hände noch zu Fäusten geballt. Das Kind kann noch keine Gegenstände halten. Nur der Greifreflex führt zum Umklammern von z.B. Fingern. Zuerst wird mit beiden Händen mit der ganzen Hand gegriffen. Im Alter von ca. 6 Monaten können die meisten Kinder einen Gegenstand von einer Hand in die andere geben.
Psychische Entwicklung
Mit zirka 6-8 Wochen zeigen Babys das erste echte Lächeln. Ein toller Meilenstein – besonders für die Eltern!
Mit 4 Monaten beginnen viele Kinder mit dem „Brabbeln“. Auch unterschiedliche Arten zu weinen haben sich jetzt für z.B. Hunger, Müdigkeit oder Schmerzen entwickelt. Dein Baby erkennt jetzt wahrscheinlich vertraute Personen.
Erste „Entwicklungshilfe“
- Abwechselndes Liegen auf dem Bauch, auf dem Rücken oder in einer körpergerechten Babywippe unterstützen die Entwicklungen verschiedener Muskeln bzw. das unterschiedliche Spielen mit Händen und Füssen.
- Liebevolle Beschäftigung beim Baden, Wickeln und jede Menge Körperkontakt unterstützt die Entwicklung ebenfalls.
- Die Bewegungen beim Tragen in einer Tragehilfe oder einem Tragetuch fördern verschiedene Sinneswahrnehmungen, erste Erfahrungen mit der Bewegung im Raum und natürlich die Bindung zu den Eltern.
- Auch für die Kleinsten gibt es anregendes Spielzeug. Die „MAM Friends“ sind zum Einstieg ideal, denn das Material ist angenehm weich und zu 100% aus natürlichem Kautschuk. Die leuchtenden Farben und unterschiedlichen Formen unterstützen die Entwicklung der Sinne.
Entwicklung – kein Wettbewerb
Entwicklungsschritte sind individuell sehr unterschiedlich. Tabellen mit Angaben, wann ein Kind was können sollte, sind als grobe Orientierung gedacht und nicht als Pflichtprogramm – jedes Kind ist einzigartig!
Solltest du tatsächlich wegen einer Entwicklungsverzögerung unsicher sein, frage am besten in einer Kinderordination nach.
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Quellen: Babyjahre, Remo H. Largo, Piper Verlag, München/Berlin, Neuausgabe 2017; Quickfinder Babys erstes Jahr, Silvia Höfer, Gräfe und Unzer Verlag, 2009, S. 74