Gründe, warum Frauen nicht 100% stillen wollen oder können, gibt es viele. Und ja, es gibt Frauen, die einfach nicht (voll) stillen können oder temporär nicht stillen können. Das kann an anatomischen Ursachen, hormonellen Gründen oder an still-bedingten Beschwerden liegen. Zum Glück gibt es heute ausgezeichnete Pre-Nahrung, so dass ein Versuch zu stillen und gleichzeitig die Flasche zu geben, durchaus empfohlen werden. Wie holt man sich also das Beste aus zwei „Welten“?
6 hilfreiche Facts zur Zwiemilchernährung:
1. Zuerst nur stillen
Empfohlen wird, mit der Zwiemilchernährung erst zu beginnen, wenn sich das Stillen möglichst gut eingespielt hat. Der Zeitpunkt kann individuell unterschiedlich sein, generell spricht man von ca. 6-8 Wochen.
2. Die Milchproduktion regeln
Eine Herausforderung beim Wechseln zwischen Stillen und Flasche kann die Kontrolle bzw. das Aufrechterhalten der Milchproduktion der Brust sein. Das Angebot wird schliesslich über die Nachfrage geregelt, d.h.: weniger anlegen (oder pumpen) bedeutet weniger Milch. Wichtig ist also, dass auch bei der Zwiemilchernährung regelmässig gestillt wird bzw. dass du zwischendurch abpumpst.
3. Zufüttern bei einer Mahlzeit
Wenn du zufütterst, weil du die Befürchtung hast, dass dein Baby nicht satt wird, gilt folgende Regel: immer zuerst stillen und erst dann die Babyflasche geben.
4. Regelmässigkeit
Für Kind und Brust ist ein regelmässiger Ablauf optimal. So pendeln sich Milchproduktion und Verdauung ein. Ganz abgesehen davon lieben die meisten Babys wiederkehrende Rituale und Verlässlichkeit.
5. Ersatzmilch / Milchpulver
Pre-Milch ist der Muttermilch in der Zusammensetzung am ähnlichsten und darum erste Wahl für die Zwiemilchernährung. Genau wie das „Original“ enthält Pre-Pulver nur Milchzucker als Kohlehydratquelle. „1er“-Milchpulver (Anfangsmilch) kann wie Pre früher verwendet werden. Sie enthält neben dem Milchzucker allerdings noch Stärke oder Maltodextrin. In Folgemilch („2er“ Milch), die frühestens ab dem 6. Lebensmonat empfohlen wird, werden auch andere Formen von Zucker bzw. Kohlehydraten verwendet. Rein ernährungstechnisch ist der Wechsel auf Folgemilch nicht notwendig, sie kann aber sättigender sein (diesen Effekt hat allerdings auch Beikost, sobald sie eingeführt wurde). Der Vorteil von Pre: du kannst sie wie Muttermilch ganz nach Bedarf geben.
6. Sauger / Ausstattung
Wähle Sauger mit einer möglichst geringen Durchflussrate. Auf diese Art läuft die Pre-Milch nicht zu schnell aus der Flasche. Das Baby muss sich genau wie an der Brust etwas anstrengen, um Milch aus der Flasche zu bekommen. Ein ungewolltes Abstillen, weil die Flasche „bequemer“ ist, kann so vermieden werden.
Vorteile der Zwiemilchernährung können sein:
- Mehr Unabhängigkeit für die Mutter
- Auch andere Betreuungspersonen können das Baby füttern.
- Selbst wenn es ganz natürlich ist: manche Frauen stillen nicht gerne in der Öffentlichkeit – auch hier bietet die Babyflasche neue Möglichkeiten.
- Berufstätigkeit lässt sich eventuell besser mit der Familie vereinbaren
- Erholung für wunde Brustwarzen
- Ungewolltes Abstillen kann vermieden werden
Nachteile der Zwiemilchernährung können sein:
- Das Baby möchte nicht mehr von der Brust trinken, weil das Trinken aus der Flasche leichter ist. Mit der richtigen Flasche und Sauger kann das allerdings weitgehend vermieden werden.
- Das Baby nimmt weniger wertvolle Inhaltsstoffe aus der Muttermilch zu sich.
- Eventuell Verdauungsprobleme
- Mehr Kosten durch Ersatzmilch, Flaschen und Sauger
- Es kann dauern, bis der Wechsel zwischen Brust und Flasche klappt.
Wenn du dir unsicher bist, ob dein Baby gut wächst und zunimmt oder du Fragen zur Zwiemilchernährung hast, wende dich am besten an einen Kinderarzt bzw. eine Kinderärztin. Sollte es in deiner Gegend auch Hebammen oder eine Stillberatung geben, kannst du dir dort ebenfalls Tipps und Tricks für den Alltag sowie Erfahrungswerte rund um die Zwiemilchernährung holen.